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Der Schweizer George de Mestral erfand vor über 70 Jahren den Klettverschluss. Die Innovation war sogar bei der ersten Mondlandung dabei und ist auch heute noch im Alltag präsent. Teil 4 unserer Serie über Schweizer Erfindungen auf Briefmarken.
Die Klettpflanze inspirierte George De Mestral zum Klettverschluss. Bild: iStock
Es macht Ratsch an Turnschuhen, Funktionsjacken, Taschen etc. Der Klettverschluss ist so selbstverständlich in unseren Alltag integriert, dass man ihn schon gar nicht mehr bemerkt. Das ist wohl die grösste Anerkennung für eine Erfindung. Doch wie kam es zu dieser Erfindung? Wir schreiben die 1940er-Jahre. Der Ingenieur George de Mestral (ausgebildet an der EPFL Lausanne) aus dem Kanton Waadt ist in seiner Freizeit passionierter Jäger. Als er an einem Abend mit dem Hund von der Pirsch nach Hause kommt, fällt ihm etwas auf. An den Hosenbeinen des Ingenieurs und am Fell des Vierbeiners haften kleine grüne Kugeln.
Der neugierige Ingenieur legt die Klettkugeln (Klette Arctium lappa) unter das Mikroskop. Er sieht, dass elastische Widerhaken für das Festkleben an den Textilien verantwortlich sind. Der Waadtländer erkennt das Potenzial für einen neuartigen Verschluss und tüftelt in seiner Werkstatt monatelang an der perfekten Lösung. Das Ergebnis ist ein Haken- und ein Schlaufenband, die ineinandergreifen. Es ist die Geburt des Klettverschlusses.
Die Patentzeichnung zur Anmeldung von 1951. Oben die Haken, die bei Kontakt in die Schlaufen greifen und so einen Verschlussmechanismus ergeben.
Erfindung geschützt
Am 22. Oktober 1951 meldet er die Erfindung in der Schweiz zum Patentschutz an. Das sichert ihm ein exklusives Nutzungsrecht von bis zu 20 Jahren. Im Gegenzug legt er in der frei zugänglichen Patentschrift offen, wie seine Erfindung funktioniert. Somit können künftige Entwicklungen auf dessen Wissen aufbauen. Nach diesem Prinzip funktioniert das Patentrecht auch heute noch: Die eigene Erfindung temporär schützen, das Wissen mit der Gesellschaft teilen.
Der Erfinder George de Mestral auf der Website des Klettverschluss-Herstellers Velcro. Foto: Velcro
Houston, wir haben einen Klettverschluss
Bei der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969 ist auch der Klettverschluss an Bord. Er tut seinen Dienst unter anderem an den Raumanzügen der Astronauten. Die Mondmission ist der kommerzielle Durchbruch für den Klettverschluss. Was sich bei der Mondlandung bewährt hat, muss ja gut sein.
George de Mestral stirbt 1990 im Alter von 82 Jahren. Mit seiner Innovation ist er zwar nicht reich geworden (das ist eine andere Geschichte). Doch er hat mit der Unterstützung von Mutter Natur einen Klassiker der Alltagserfindungen geschaffen. Sein Sohn hält das Vermächtnis seines Vaters bis weiter in Ehren und bewahrt die Notizbücher des Erfinders auf.
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Ab der ersten Mondlandung ist der Klettverschluss auch im Weltall präsent – an Raumanzügen und Material. Hier sieht man ihn auf der Rückseite eines Rucksacks. Foto: NASA
Die Briefmarke der Schweizerischen Post zu Ehren des Klettverschlusses. Witziges Detail: Auf der Oberfläche befindet sich ein Stück des Verschlusses. Foto: Post
Schweizer Erfindungen auf Briefmarken: Das steckt dahinter
Die Schweizerische Post widmet dem Erfinder der WC-Ente eine Briefmarke. Sie ist im September 2025 erschienen. Es ist die fünfte Briefmarke mit einer Schweizer Erfindung. Davor erschienen sind: Knoblauchpresse, Menzi Muck, Klettverschluss und Barryvox. Wir widmen jeder dieser legendären Innovationen eine Geschichte.
Bisher erschienen:
1. WC-Ente 2. Knoblauchpresse
3. Menzi Muck (Schreitbagger)
«Schweizer Themen, insbesondere die sogenannte ‘Swissness’, stossen bei unserer Zielgruppe – Sammler und Philatelisten – auf grosses Interesse. In Kombination mit dem Thema Erfindungen trägt dies dazu bei, die Schweiz als «Erfinderland» ins Rampenlicht zu rücken», schreibt die Schweizerische Post auf Anfrage des IGE.
Die Auswahl der fünf Erfindungen sei im Rahmen eines Brainstormings erfolgt. «Ziel war es, die Vielfalt und den Reichtum Schweizer Erfindungen aufzuzeigen und gleichzeitig unterschiedliche Interessensgebiete unserer Zielgruppe abzudecken».
Mit der WC-Ente ist die Serie vorerst abgeschlossen. Deshalb hat die Post einen Folder mit allen bisher veröffentlichten Briefmarken zu Schweizer Erfindungen zusammengestellt.