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Ohne Maus ins Haus: KI-Katzenklappe stoppt das Büsi

Die Katze ist das beliebteste Haustier der Schweiz. Weniger gut kommt bei Besitzern an, dass ihr Büsi tierische «Geschenke» wie Mäuse nach Hause bringt. Die Zwillinge Denis und Oliver Widler haben deshalb eine Katzenklappe erfunden, die Büsis mit Überraschung nicht reinlässt. Ihre Innovation haben sie zum Patent angemeldet. Aus dem ursprünglichen Garagen-Projekt ist ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitenden geworden.

Die Gebrüder Widler sorgen mit ihrer Erfindung dafür, dass Geschenke der Katzen nicht durch die Klappe kommen. Foto: Flappiedoors.com

Denis und Oliver Widler sind mit Katzen aufgewachsen. An ein Ritual der tierischen Familienmitglieder haben sie sich jedoch nie gewöhnt: Die Geschenkepolitik. Wieder einmal liegt im Korridor eine tote Maus. Als Oliver morgens aus dem Zimmer läuft, tritt er fast auf den Nager. Schliesslich sollen auch alle sehen, was die «brave» Katze geleistet hat. «In solchen Momenten war immer schnell die Frage, wer das wegräumt. Wir sind grosse Katzenfreunde, doch auf diesen Teil des Verhaltens können wir gut verzichten», sagt Oliver Widler. Es muss eine nachhaltige Lösung her. Der Maschinenbau-Student nimmt die Herausforderung an.  

 

Der Kamera entgeht nichts

Er befestigt an der Katzentüre eine Kamera. Diese ist mit einer Software verbunden, die Bilder erkennt. «Schliesslich wollten wir erfahren, was die Katze alles reinbringen will», sagt Oliver. Die KI wird mit den Bildern laufend trainiert. Das Ziel ist, dass die Katzenklappe verschlossen bleibt, wenn die Katze Beute mitbringen will. Mit Hilfe unzähliger Bilder wird die KI immer treffsicherer in der Beurteilung der Bilder. 2019 entsteht der erste Prototyp. Im Sommer 2022 kommt Bruder Denis hinzu. Von dem Moment an arbeiten sie 100% an Flappie. Es kommt sogar zu einem Auftritt in der TV-Show «Die Höhle der Löwen».

 
 

«Entweder ziehen wir das durch oder hören auf»

Die Zwillinge machen ihr Projekt im Web bekannt und schon bald berichten Medien darüber. Das technische Wissen ist bei der Erfindung das Fundament, doch es reicht alleine nicht aus, um das Projekt weiterzubringen: Da kommt Bruder Denis ins Spiel. Der BWL-Absolvent kümmert sich um die Zahlen und den strategischen Aufbau des Unternehmens. «Wir kamen an den Punkt, wo für uns klar war: Entweder ziehen wir das jetzt 100% durch oder wir hören auf. Das war die Geburt des Startup Flappie», erinnert sich Denis Widler. Der Name der Firma haben sie aus dem Englischen Cat Flap entlehnt. Um die ganze Arbeit stemmen zu können, bauen sie sukzessive ein Team auf. Heute beschäftigt man neun Mitarbeitende.

 
 

Ein Stück Raclette-Käse

Die Technik der KI-Katzenklappe wird ständig verfeinert. Die Kamera erkennt immer besser, ob die Katze ein Tier im Maul trägt. Der Algorithmus entscheidet in Sekunden, ob der Katze Einlass gewährt wird. Die Kamera muss bei den Tests regelmässig umpositioniert werden. Die Software lernt, dass nicht jedes Blatt eine Beute ist. Und es gibt auch lustige Erlebnisse. «Die Katze eines Kunden brachte auch mal ein Stück Raclette-Käse nach Hause», erzählt Oliver. Und das eine oder andere Büsi sagte der Klappe den Kampf an. In einem Fall wickelte ein besonders raffinierter Stubentiger eine Maus in ein Blatt – das Täuschungsmanöver blieb erfolglos. Solche Einsichten erhalten die Flappie-Gründer dank der Community bzw. Kunden, welche die Katzenklappe nutzen.

 

Die Feedbacks der Kunden fliessen direkt ins KI-Training ein, um die Trefferquote laufend zu verbessern. Mittlerweile liegt man bei 94%. Das Duo hat so über die Zeit ein lernendes System geschaffen. Dass sie selber Katzenfreunde sind, erweist sich natürlich als Vorteil. «Wir kennen die Probleme von Katzenbesitzern und entsprechend verstehen wir unsere Kunden», sagt Oliver Widler.

 

Erfindungsschutz für die Katzenklappe

Die Katzenklappen-Entwickler haben sich früh mit der Frage auseinandergesetzt, wie man die Erfindung schützt. So haben sie Technik, die hinter dem Produkt steht, zum Patentschutz angemeldet. Für Wiedererkennung und Vermarktung haben sie zudem den Namen Flappie als Marke schützen lassen.

 

Die Suche nach einem Patentanwalt hat Zeit gekostet, doch am Ende hat es sich gelohnt, die Patentanmeldung nicht selber zu schreiben. «Die Patentsprache ist eine andere Welt und alleine schaffst du das nie», sagt Oliver Widler. Im Verlauf der Abklärungen hat ihnen auch eine Patentrecherche geholfen. Damit wird ersichtlich, ob die Erfindung neu ist (zentrales Anmeldungskriterium für Patente) und wer ähnliche Ideen hatte.

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