|

Als Walter Steiner den Wäscheständer erfand

Walter Steiner hat vor 75 Jahren einen legendären Wäscheständer erfunden. Die einst patentierte «Spinne» gehört immer noch zum Sortiment der Stewi AG. Auch die neuen Besitzer setzen auf den Schutz von Innovationen.

Walter Steiner erfand 1947 die Wäschespinne und liess sie patentieren. Im Bild ein Modell von 1953. Copyright: Stewi AG

2009 steht die Stewi AG (Steiner Winterthur) vor dem Aus. Lorenz Fäh und Stephan Ebnöther übernehmen das Unternehmen, weil sie daran glauben. «Alleine der Markenname hat sich in 75 Jahren etabliert und steht für Schweizer Qualitätsprodukte», sagt Lorenz Fäh.

 

Trotzdem ist bis zur Übernahme fast 20 Jahre kein neues Produkt entwickelt worden. Vielleicht auch, weil es lange rund lief. Stewi-Gründer Walter Steiner (1921–2009), ein gelernter Metallbauer, lieferte Innovationen am Fliessband ab. Erfindungen wie die legendäre Wäschespinne von 1947 patentierte er sofort (CH255080A). Diese Innovation wird laufend weiterentwickelt und verbessert. In der Patentdatenbank findet man heute unter seinem Namen zahlreiche weitere Produkte, meist in Zusammenhang mit dem Aufhängen von Wäsche. Manchmal hat er auch in anderen Bereichen einen Geistesblitz. So gehen ein multifunktionaler Flaschenöffner (natürlich patentiert), Rollladen, Kehrichtkübel oder ein Pult für die Schulen auf sein Konto. «Innovativ. Schweizerisch. Robust», so beschreibt Geschäftsmann Lorenz Fäh den Firmengründer. «Neben seinem Erfindergeist war er auch ein Vorreiter des Guerilla-Marketings. Er hat an exponierten Lagen, wie z. B. entlang von Bahnlinien, und an gut einsehbare Gärten an Kreuzungen seine Wäschespinne gratis platziert. Das sorgte natürlich für Aufmerksamkeit», sagt Lorenz Fäh.

 

Der neue Konsument bleibt in der Wohnung

Nach der Übernahme geben Stephan Ebnöther und Lorenz Fäh schon bald eine neue Produktelinie in Auftrag. Die Konsumenten haben andere Bedürfnisse als die Wäschespinne-Generation. «Wäsche wird heute vor allem in Wohnungen und auf Balkonen getrocknet. Das ergibt sich auch aufgrund von neuen Wohnsituationen», sagt Lorenz Fäh. Die neuen Produkte erfüllen genau das: vielseitige Anwendungsmöglichkeiten für das Aufhängen und die Pflege der Wäsche auf kleinstem Raum.

 
 
 

Schutz der Innovation bleibt ein zentrales Element

Der Linie von Walter Steiner bleiben sie treu: Das Design des neuen Wäscheständers ist geschützt (D21065). Zudem enthält er ein «patentiertes Mitnahmegelenk» (EP3819422A1), womit auch auf der Website geworden wird. Mit der Gestaltung beauftragte man ein Designbüro. Im anderen Fall waren auch Patentanwälte involviert. «Patentschriften schreiben wir nicht selbst, da kann eine unscheinbare Formulierung bereits Folgen haben», sagt Lorenz Fäh. Er hat Erfahrung mit dem Schutz des geistigen Eigentums, aber so akribisch wie Walter Steiner schützt man nicht mehr – «auch aus Kostengründen».

 

Die Recherche wird durch Patentanwälte durchgeführt und dient der Frage der Alleinstellung von Namen, Funktion sowie des Designs. Daraus resultiert die Erkenntnis, was man schützen lassen kann.

 
 

Erfahrungen mit Schutzrechten: «Vor allem ein Motivationsschutz»

Lorenz Fäh ist vom Prinzip der Schutzrechte überzeugt, hat aber auch gemischte Gefühle. «Der Registereintrag sorgt für eine gewisse Sicherheit, aber die rechtliche Durchsetzung eines Schutzes kann schnell teuer werden», sagt Lorenz Fäh aus Erfahrung. Patente oder Designeintragungen sieht er vor allem als Motivationsschutz. «Es motiviert Dritte, noch einmal darüber nachzudenken, ob sie ein ähnliches Produkt entwickeln wollen». Beim Markenschutz empfiehlt er Anmeldern, im Vorfeld in Datenbanken nach identischen oder ähnlichen Namen zu recherchieren. «Viele gehen einfach drauflos und erleben eine böse Überraschung», sagt Fäh. Das IGE prüft zum Beispiel bei einer Markenanmeldung nicht, ob der Name bereits im Register steht.

 

Mit weiteren Innovationen und Patenten zu rechnen

Die Stewi AG produziert die Produkte weiterhin zu 100% in Winterthur und ist in 45 Ländern aktiv, darunter auch in fernen Märkten wie Australien, Indien oder Neuseeland. Ein stabiler Markt, sagt Fäh. Trotz der neuen Produkte bleibt die Wäschespinne im Ausland der Hauptumsatzträger. 

 «Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass ich beruflich bei Wäscheständern landen werde, hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Doch manchmal kommt es eben anders», sagt Lorenz Fäh. Für das Duo geht die Stewi-Geschichte weiter. Man darf mit weiteren Innovationen und Patenten rechnen.

 
 

Informationen rund um den Schutz Ihrer Innovation

Zur Übersicht

Artikel teilen