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«Eine Entdeckungsreise von der IP-Politik bis zur Röschti»

Sharran John Thomas aus Indien absolvierte am IGE ein sechsmonatiges Praktikum in den Bereichen internationale Handelsbeziehungen und technische Zusammenarbeit. Während seines Einsatzes erfuhr er, wie der Schutz des Geistigen Eigentums zur Förderung der lokalen Wirtschaft beitragen kann, und lernte viel über internationale Kooperationsprojekte.

Nathalie Hirsig (Stellvertretende Leiterin, Nachhaltige Entwicklung und Internationale Kooperation), Sharran John Thomas, Ursula Siegfried (Stellvertretende Leiterin Internationale Handelsbeziehungen). Copyright: IGE
 

Wie bist du zum IGE gekommen?

Ich habe in der Vergangenheit eine Vielzahl von Praktika in den Bereichen Strafrecht, Gesellschaftsrecht und Steuerrecht absolviert, um herauszufinden, welches Rechtsgebiet am besten zu meinen Talenten und Fähigkeiten passt. Dieser Weg führte mich zum Geistigen Eigentum und dann zur IP-Politik, ein Gebiet auf dem man an der Basis spürbare Veränderungen bewirken kann. In grösseren Unternehmen liegt der Schwerpunkt dagegen meistens auf der Gewinnsteigerung. Es war ein langwieriger Prozess. Ich wollte einen Bereich finden, in dem ich meine juristische Ausbildung zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen konnte und der auch meine Vorliebe für die Forschung und das Schreiben berücksichtigte.

Nach einigen Online-Recherchen stiess ich auf das IGE und informierte mich über die Arbeit, die es leistet. Es schien alle meine Kriterien zu erfüllen. Angesichts der Art der internationalen Projekte, die das IGE durchführt, und der realen Auswirkungen auf die Zielgruppen war mein Interesse geweckt. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

 

Was waren deine Aufgaben?

Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Und es gab schon einige vorhersehbare Hürden, von denen ich dachte, ich würde sie überwinden müssen. Beispielsweise dass ich englischer Muttersprache bin und weder Deutsch noch Französisch beherrsche, und dass ich nicht genau wusste, was ein Praktikum im Bereich der technischen Zusammenarbeit und der Politik beinhaltete. Was ich mit Sicherheit wusste, war, dass es sich für mich persönlich und im Hinblick auf meine Laufbahn richtig anfühlte, hierher zu kommen. Ich wollte ein tieferes praktisches Verständnis für die IP-Politik erlangen und etwas über Diplomatie und internationale Zusammenarbeit lernen.

 

Nun, da meine Zeit hier zu Ende ist, kann ich mit Gewissheit sagen, dass meine Erwartungen weit übertroffen wurden.

 

Was fasziniert dich an IP?

In der heutigen Zeit ist IP allgegenwärtig: in den Dingen, die wir tragen, sehen, lesen, usw. IP ist im wahrsten Sinne des Wortes zu einem der wichtigsten Grundsteine der modernen Gesellschaft geworden. Dennoch gibt es viele Orte auf der Welt, die beim Schutz der IP-Rechte leider noch nicht so weit sind. Das muss sich ändern.

 

Ich habe meine Leidenschaft für IP während meines Jurastudiums entwickelt, da viele meiner Lieblingshobbys stark vom Wert des Geistigen Eigentums abhängen: Videospiele, Bücher, Lieder usw. stehen seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Debatten über IP, und als Autor kann ich die Argumente nachvollziehen. Diese Einsicht einen Schritt weiter zu ziehen und zu beschliessen, daraus einen Beruf zu machen, hat Zeit und viel Ausprobieren und Scheitern erfordert. Aber ich bin mit meiner Entscheidung sehr zufrieden.

 
 

Was wird dir von den sechs Monaten hier in Erinnerung bleiben?

Das ist eine schwierige Frage, denn es gibt vieles, auf das ich gerne zurückblicken werde. Angefangen bei den tollen Menschen, mit denen ich im Team Nachhaltige Entwicklung und internationale Kooperation sowie im Team Internationale Handelsbeziehungen zusammenarbeiten durfte. Ihre freundliche Art trug dazu bei, dass mein Umzug in die Schweiz weniger chaotisch verlief. Die aussergewöhnliche Durchmischung von Menschen in diesen Teams ist sinnbildlich für das, was sie mit ihren internationalen Projekten erreichen wollen. Ich werde mich auch gerne an die Schönheit der Natur dieses Landes erinnern und an die vielen köstlichen Käsesorten.

 

Wenn ich jedoch einen der Höhepunkte meines Praktikums auswählen müsste, würde ich sagen, dass das Verlesen einer Erklärung im Namen der Schweiz an der 29. Tagung des WIPO Komitees für Entwicklung und geistiges Eigentum in Genf surreal war und mir noch viele Jahre in Erinnerung bleiben wird.

 

Was nimmst du aus diesem Praktikum für deine Zukunft mit?

Eigentlich hat sich alles, was ich hier gelernt habe, gelohnt. Mein Wissen über IP hat sich dank der Vielfalt der Aufgaben verbessert. Durch diese Erfahrung habe ich ein besseres Bild davon, wie eine Karriere in der IP-Politik aussieht. Das hat sich direkt auf meine Berufswünsche ausgewirkt und mir geholfen, sie zu konkretisieren.

 

Es gab viele Bereiche des internationalen Rechts, die neu für mich waren. Dank der Arbeit am IGE konnte ich mich auf sehr bereichernde Art und Weise damit vertraut machen. Abgesehen davon habe ich durch die Teilnahme an internationalen Konferenzen und Tagungen bei der WIPO und der WTO erfahren, wie Diplomatie auf internationaler Ebene aussieht. Das kann man nämlich nicht vollumfänglich verstehen, wenn man einen Artikel liest oder einen Online-Stream ansieht.

 

Was sind deine nächsten Schritte?

Jetzt, da ich eine bessere Vorstellung davon habe, wie eine Karriere im Bereich IP aussieht und welche Fähigkeiten erforderlich sind, werde ich mir wohl ein paar Monate Zeit nehmen, um die Fachsprache in Französisch oder Deutsch zu erwerben. Danach werde ich eine politische Position in Europa an einem Ort wie dem IGE anstreben, an dem echte Veränderungen im Mittelpunkt der Mission stehen und nicht nur eine Randbemerkung am Ende einer Firmenansprache sind. Wer weiss, vielleicht lande ich ja eines Tages wieder hier im IGE. Das wäre doch was!

 

Anmerkung: In seiner Freizeit spielt Sharran Tennis und «Unmengen von Videospielen», schreibt Gedichte und reist gern. In seinen sechs Monaten in der Schweiz hat er zwei Schweizer Gerichte entdeckt, die er besonders liebt: Röschti und Älplermagronen.

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