Der diesjährige Welttag des Geistigen Eigentums vom 26. April 2025 ist dem Thema «IP and music: Feel the beat of IP» gewidmet. Andreas Christen, Musiker und Co-Gründer der Band Dabu Fantastic, schildert im Interview die Themen, mit denen sich Schweizer Musikschaffende zurzeit beschäftigen.
Der im Jahr 2000 von den Mitgliedsstaaten der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO) ins Leben gerufene World IP Day dient dazu, generell ein besseres Verständnis von Geistigem Eigentum zu schaffen. Im Fokus stehen Schöpferinnen, Unternehmer und Erfinderinnen. Das IGE nimmt die diesjährige Ausgabe zum Anlass, Musikschaffende in der Schweiz zum Thema IP in ihrer kreativen Tätigkeit zu befragen und möchte erfahren: Wie fühlen Sie den «Beat» des Geistigen Eigentums?
Seine Wahrnehmung teilt Andreas Christen, Musiker und Co-Gründer der Band Dabu Fantastic, Rechtsanwalt für Geistiges Eigentum und Mitglied Beirat Pop/Rock beim Berufsverband Sonart, der sich für die Interessen der Branche einsetzt.
IGE: Was treibt Ihren kreativen Herzschlag an? Was motiviert Sie, kreativ tätig zu werden und Musik zu erschaffen?
Andreas Christen: Die Magie, aus dem wortwörtlichen «Nichts» etwas erschaffen zu können, das mich und viele andere Menschen zutiefst berührt. Dies im Studio und dann vor allem beim Spielen eines Konzerts unmittelbar zu spüren, ist Erfüllung, Glückseligkeit und Sucht zugleich.
Worin sehen Sie aktuell Ihre grössten Herausforderungen?
Darin, in der Musik- und Kreativbranche genug Geld zu verdienen, um uns selbst, aber auch all unseren Angestellten und Freelancern, ein faires und gutes Einkommen zu sichern. Es ist grundsätzlich genug Geld vorhanden, ein Grossteil fliesst aber zu den Majorlabels und Tech-Companies wie Meta, Apple oder Spotify. Bei diesem Kampf gegen Windmühlen nicht den Verstand zu verlieren, ist manchmal ziemlich anstrengend.
Welche Rolle spielt das Geistige Eigentum in Ihrer täglichen Arbeit und bei der Schaffung neuer Musik?
Gäbe es das Geistige Eigentum (in unserem Fall v.a. das Urheberrecht) nicht, so hätten wir nicht den Hauch einer Chance, überhaupt genügend Geld mit unserer Musik zu verdienen. Zum einen schafft es das Exklusivitätsrecht, dass niemand einfach unsere Musik kopiert und zum anderen machen die Tantiemen, welche in unserem Fall über die Verwertungsgesellschaften Suisa, Swissperform, SIG und suissimage abgerechnet werden, einen bedeutenden Anteil an unseren Einnahmen aus. Beim eigentlichen Schaffensakt spielt es aber meist keine Rolle – hier sollten die Gedanken möglichst frei sein.
Gibt es Herausforderungen, die Sie in Bezug auf die Verwaltung und Durchsetzung Ihrer geistigen Eigentumsrechte erleben?
Es kann sehr schwierig sein, zu kontrollieren, ob tatsächlich alle Nutzungen unserer Musikstücke korrekt abgerechnet wurden. Teilweise ist dies aufgrund der Komplexität der Abrechnungssysteme fast nicht möglich (z.B. bei den verwandten Schutzrechten) und teilweise sind es sehr viele Daten, die detailliert archiviert und dann Monate oder Jahre später mit den Auswertungsmeldungen abgeglichen werden müssen (z.B. bei den Vergütungen für live gespielte Musik).
Wie sehen Sie die Zukunft des Geistigen Eigentums im Musikbereich, insbesondere im Hinblick auf Innovationen und Veränderungen durch neue Technologien (etwa Generative Künstliche Intelligenz)?
Das Geistige Eigentum ist auch in Zeiten rücksichts- und gesetzlos agierender KI-Unternehmen die Versicherung der Musikschaffenden. Wenn wir es aber nicht schnell genug schaffen, die bestehende und klare Rechtslage weltweit zugunsten der Musikschaffenden durchzusetzen, werden wir von letzteren abgehängt. Dann verdienen irgendwelche grössenwahnsinnigen Tech-Bros aus dem Silicon Valley unanständig viel Geld mit KI-Modellen, die sie mit unseren Werken trainiert haben – ohne auch nur einen Franken dafür bezahlt zu haben.
Zur Person
Andreas Christen ist Musiker, Co-Gründer und Geschäftsführer bei der Band Dabu Fantastic sowie Rechtsanwalt für Geistiges Eigentum. Bei dem Berufsverband Sonart engagiert er sich als Mitglied des Beirats im Bereich Pop/Rock und ist seit 2008 in der Musikbranche tätig. (Bild: Monsefwinteler)