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Stephan Gutzwiller und Fridolin Königsberger haben eine nachhaltige Heizung erfunden. Bei der Verbrennung von Holz oder Pellets bindet sie CO2 und liefert gleichzeitig wertvolle Pflanzenkohle. Der Patentschutz sichert Ihre Innovation und macht das Startup für Investoren attraktiv.
Ihre Heizung fängt quasi CO2 ein und liefert wertvolle Pflanzenkohle: Stephan Gutzwiller und Fridolin Königsberger. Foto: IGE
Das Erfinder-Duo steht in der Werkstatt in Arlesheim und erzählt, wie es zum Projekt kam. In der Mitte des Raums steht die erste Pyrolyseheizung für ein Wohnhaus – bisher belieferte man Landwirtschaftsbetriebe. Man gehöre zu den ersten, welche diese Technologie neben der Landwirtschaft auch in Gebäuden nutzbar machten. «Wir unterschreiten die vorgeschriebenen Abgas-Grenzwerte um ein Vielfaches», betont Stephan Gutzwiller.
Die Erfindung schafft einen klimafreundlichen Effekt, indem CO2 während des Heizprozesses langfristig gebunden wird. «Die Klimaerwärmung ist real», sagt Stephan Gutzwiller. Neben der CO2-Reduktion müsse man auch den Boden, die Lebensgrundlage schlechthin, den neuen Bedingungen anpassen. Deshalb sei die Idee mit dieser Heizung so bestechend gewesen. 2021 gründet das Duo die Pyronet GmbH, um die klimapositive Technologie weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Die Gründer sind überzeugt, dass ihre Technologie sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch grosses Potenzial hat.
Vielfältige Pflanzenkohle
Die Heizung basiert auf dem Prinzip der Holzvergasung. Während der sogenannte Pyrolyseprozess Wärme erzeugt, bleiben die kohlenstoffhaltigen Bestandteile des Holzes als Pflanzenkohle zurück. Diese dient einerseits als sichere und langfristige CO2-Senke, da die Kohle als Feststoff über Jahrhunderte dauerhaft stabil bleibt. Andererseits bringt sie der Landwirtschaft Vorteile: Die poröse Struktur der Kohle hilft, Wasser und Nährstoffe zu speichern und verbessert die Bodenqualität – bei gleichzeitig reduziertem Düngemitteleinsatz. Pflanzenkohle kann unter anderem als Futterzusatz für Wiederkäuer genutzt werden, um deren Methanausstoss zu reduzieren. Zudem hat sie das Potenzial, als Filtermaterial in Kläranlagen oder als Zuschlagstoff in der Bauindustrie verwendet zu werden.
Durch Zufall kommt es zur Zusammenarbeit
Die Geschichte von Pyronet begann, als Stephan Gutzwiller im Rahmen eines Projekts erfuhr, welche Vorzüge Pflanzenkohle beim Einsatz in Weinbergen bringt. «Mir wurde klar, dass diese Technologie Potenzial hat im Kampf gegen den Klimawandel und auch in Bezug auf die Verbesserung des Bodens», sagt der Naturwissenschaftler. Ihm ist bewusst, dass er das nicht allein stemmen kann. Durch Zufall erfährt Fridolin Königsberger über gemeinsame Bekannte von der Idee. Er hatte zuvor Erfahrungen im Bereich von Biogasanlagen gesammelt und kennt sich mit Steuerung und Sensorik aus. Nach einem Gespräch besiegeln sie die Zusammenarbeit. «Die Idee hat Hand und Fuss. Die Grundlagen sind erforscht und man weiss, wie man die Technologie gewinnbringend einsetzen kann – für Klima und Boden», betont Fridolin Königsberger.
Patent: Schutz und strategisches Instrument in einem
Ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie ist der Schutz ihres geistigen Eigentums durch Patente. «Das war von Anfang an ein Thema. Fridolin hat bereits Erfahrungen mit der Anmeldung gesammelt», meint Stephan Gutzwiller. Mit dem Schutz von bis zu 20 Jahren können sie die Heizungsinnovation vor Nachahmern sichern.
Zusätzlich zum Schutz der Erfindung betrachten die Gründer die Patente als strategisches Instrument: «Das Patent wird von potenziellen Investoren, aber auch Kunden als Qualitätsmerkmal betrachtet», sagt Stephan Gutzwiller. Sie planen, weitere technologische Fortschritte ebenfalls patentieren zu lassen.
Recherche: Dritten nicht in die Quere kommen
Einen weiteren Aspekt sei die Sicherheit, auf dem Markt agieren zu können, ohne andere Patentrechte zu verletzen. «Wir haben im Rahmen der Patentanmeldung eine Recherche durchgeführt. Das ist sehr hilfreich, weil man auch sieht, welche Patente in diesem Markt existieren», sagt Fridolin Königsberger. Die Gründer haben einen Entwurf für die Patentanmeldung geschrieben, den anschliessend ein Patentanwalt geprüft und finalisiert hat.
Was Stephan und Fridolin trotz allen Start-Herausforderungen jeden Tag antreibt, ist die Überzeugung von ihrer Technologie und das positive Feedback ihrer ersten Kunden.
Die Finanzierung nach der Erfindung
Im ersten Jahr hat die Pyronet GmbH die Möglichkeiten der Startup-Finanzierung von Stiftungen und Privaten genutzt. Die Finanzierung sei für Jungunternehmen ein Dauerthema, so Stephan Gutzwiller. Das Wissen rund um das Thema haben sie sich mit Büchern, Podcasts und der YouTube Academy angeeignet. «Von der Idee bis zum finalen Produkt bekamen wir immer zum richtigen Zeitpunkt Unterstützung», sagt Mitgründer Stephan Gutzwiller. Doch wenn die Technik erst einmal entwickelt sei und es zur Markteinführung kommen soll, sei es schwieriger, die finanziellen Mittel zu erhalten. «Da scheint tatsächlich eine Finanzierungslücke zwischen der Innovations- und Marktphase zu existieren», bemerkt Stephan Gutzwiller.