Wieder Tritt gefunden

Fatale Erbschaft: Warum Barbara Artmann, die Chefin der Künzli SwissSchuh AG in Sachen Markenführung nichts mehr dem Zufall überlässt.

 

Viele Manager träumen vom Unternehmertum. Barbara Artmann wagte den Sprung. Nach einer erfolgreichen Karriere in der Konsumgüter-, Maschinen- und Finanzindustrie aktivierte sie ihr Beziehungsnetz und schaute sich auf M&A-Plattformen und bei Banken nach produzierenden Schweizer KMU um, die zum Verkauf standen.

Fündig wurde die Bayerin im aargauischen Windisch, wo sie in Verhandlungen mit den Besitzern der traditionsreichen Schuhfabrik Künzli trat.

«Mir war bewusst», sagt Artmann, «dass die Marken bei Künzli zu den zentralen Assets zählen.» Die Due Dilligence förderte denn auch ein umfangreiches IP-Portfolio zu Tage. Es umfasste Schutzrechte in allen wichtigen Absatzmärkten; zum Beispiel zum Namen Künzli oder zum Begriff «Ortho» für die therapeutische Produktlinie.

Ein Schutzrecht allerdings fehlte; dasjenige für die fünf schmalen Streifen, mit denen Künzli den Schuhen schon in den 50iger Jahren das unverwechselbare Aussehen verliehen hatte. Barbara Artmann realisierte, dass es fehlte: «Doch ich hinterfragte nicht, ob sich solche Produktcharakteristika als Marken schützen lassen».

 

 

So übernahm sie 2004 die Künzli AG und machte sich daran, ihren Businessplan umzusetzen. Künzli entwickelte auf der Basis der historischen Sportschuhe eine erste Kollektion von modischen Sneakers – natürlich mit den unverkennbaren fünf Streifen darauf.

 

Dann allerdings kam der Hammer. Die amerikanische Sportschuhfirma K-Swiss, einst aus dem Import von Künzli-Schuhen in die USA entstanden, hatte die fünf Streifen schon vor Jahren als Marke eintragen lassen und wollte Künzli den Gebrauch untersagen. Was folgte, war ein Rechtsstreit, der nach acht Jahren und 37 Verfahren zuungunsten von Künzli ausging.

Die Konsequenzen waren schwerwiegend: Künzli musste den Marktauftritt innert weniger Monate komplett neu konzeptionieren. Es galt, ein neues, starkes Markenzeichen zu finden. Seit Frühjahr 2012 stehen nicht mehr fünf Streifen, sondern fünf Klötzli für die Künzli-Schuhe «made in Switzerland».

«Rechtlich», sagt Barbara Artmann, «sind wir damit endlich auf der sicheren Seite». Denn die neue Marke verletzt – wie internationale Recherchen gezeigt haben -  keine bestehenden Ansprüche und sie wurde in allen wichtigen Absatzmärkten gleichzeitig eingetragen.

Der Coup scheint zu glücken. Nach einer Absatzdelle infolge der Markenumstellung geht es wieder aufwärts. Nicht wenige Modeboutiquen, denen die Künzli-Schuhe bisher zu sportlich gewesen waren, haben die neuen Klötzli-Sneakers sogar neu ins Sortiment genommen.

 
 

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